austellung horst bartnig

graphikmappe „72 unterbrechungen, 72 striche in 3 farben“, 1995, blatt 17, holzschnitt, 30 blätter, je 76 x 76 cm, auflage 10 exempl.

KUNST KONZEPTE REALISATION

zeigt im neu eröffneten K16 am rhein

ab dem 20.06.2012 die ausstellung

 

horst bartnig
unterbrechungen     konkrete grafik

 

eröffnung 18:30 uhr

besichtigung nach voranmeldung unter 02066 -397086

 

der in berlin lebende künstler horst bartnig befasst sich seit 1964 mit problemstellungen aus dem bereich der konstruktiv-konkreten kunst. einer kunst, die auf linien, flächen und farben basiert und die meist einem klaren geometrischen prinzip folgt.

seit 1979 arbeitet er mit mathematikern und programmierern des zentralinstituts für informatik und rechentechnik in berlin-adlershof zusammen, die ihm den zugang zum computer eröffnen. das ergebnis sind arbeiten, die formal und farblich in visueller eindrücklichkeit logische entwicklungsreihen darbieten und variieren, wobei es um mehr geht als die illustration mathematischer zahlenkombinationen. im vorfeld einer umsetzung des bildkonzeptes in eine grafik oder ein bild stehen bis zu hundert errechnete zeichnungen am computer. dieses verfahren der enumerativen visualisierung dient dazu, eine bildidee zu entwickeln. ständiger begleiter des künstlers ist dabei der zweifel, ob das am bildschirm entstandene einer umsetzung als bild standhält, ob noch eine bessere lösung zu finden ist.

eine seiner zentralen werkgruppen, zu der die im K16 am rhein gezeigten arbeiten gehören, hat horst bartnig nicht nach dem benannt, was er malt, sondern nachdem, was er nicht malt, die „unterbechungen“. letztere wird hier zum ziel seiner künstlerischen arbeit. eine unterbrechung kann eine störung, aber auch eine pause sein. ähnlich wie die pause in der musik, verwendet bartnig seine unterbrechungen zur rythmisierung.

zentrales bildmotiv ist in dieser werkgruppe eine vertikale linie, die am oberen bildrand beginnt und an mehreren stellen unterbrochen wird. am unteren bildrand wird die linie beschnitten. das fehlende stück bildet aber nun den anfang einer paralell von unten nach oben laufenden linie in der nächsten reihe. dieses einfache prinzip setzt sich sofort, bis es am ende des bildquadrates mit einer letzten unterbrechung endet. einen ganz eigenen, zweiten, bildinhalt schaffen dabei die unterbrechungen, die nicht gemalten teile des bildes, selbst. in ihrer meist horizontalen oder rhomboiden anordnung laufen sie der vertikal struktur quasi entgegen und schaffen so einen gegenpart, der den bildern eine ausgesprochene dynamik beschert. häufig entsteht dabei ein flimmern im auge des betrachters, das an die visuellen effekte der op-art erinnert.

von diesem an sich einfachen grundprinzip ausgehend entwickelt horst bartnig ein bildsystem, das sich außerordentlich vielfältig darstellt. durch die einbeziehung von farbe und die kombinatorik mit unterschiedlich langen strichen kommt eine unzahl von möglichkeiten zustande, die immer neue optische reize mit sich bringen. dabei folgen die arbeiten aber stets einem vorher festgelegten prozess der regelhaftigkeit. weitere variationen ergeben sich auch durch die technik der herstellung. horst bartnig zeigt sich auch in diesem punkt sehr vielseitig, so entstehen die unterbrechungen als malerei in acryl auf leinwand und in mannigfaltigen drucktechniken, z.b. dem holzschnitt oder dem pc-print, wie sie hier in der ausstellung zu sehen sind.

1936   geboren in militsch/schlesien

1954–57   studium an der fachschule für angewandte kunst, magdeburg

1964   erste konstruktiv-konkrete arbeiten

seit 1972   interesse an variablen systemen

seit 1979   zusammenarbeit mit dem zentralinstitut für informatik und rechentechnik berlin-adlershof

1987   erste begegnung mit max bill und richard paul lLohse

1993   will-grohmann-preis der akademie der künste berlin

2001   hannah-höch-preis, berlin

horst bartnig lebt und arbeitet in berlin